* * *

Das Volk

Honigbienen leben im Gegensatz zu den meisten anderen Insekten nicht allein für sich, sondern mit vielen anderen Bienen in einem Volk zusammen.

Die Größe dieses Volkes schwankt dabei sehr im Laufe des Jahres. Im Winter ist das Volk mit rund 10.000 einzelnen Bienen am kleinsten, denn kein unnötiger Esser wird mit in den Winter genommen.

Im Laufe des Frühjahrs wächst das Volk wieder stark an, nun werden viele fleißige Bienen benötigt, um die Vorräte für den nächsten Winter zu sammeln.
Die bis zu 60.000 Sommer-Bienen sind nicht nur fleißig, sondern planen auch sehr vorausschauend.

Honigbiene ist nicht gleich Honigbiene. In jedem Volk gibt es drei verschiedene Bienenwesen. 

Die Königin, die Arbeitsbienen und die Drohnen. Zwischen diesen Bienenwesen herrscht im Bienenvolk eine klare Aufgabenteilung.

Die Königin

Das wichtigste Bienenwesen ist die Bienenkönigin, von der es in jedem Volk nur eine einzige gibt.

Eine Königin wird von den Arbeitsbienen aus einer sehr jungen Larve herangezogen, indem die Larve mit Gelée Royal gefüttert wird. Dieses Gelée Royal wird von den Arbeitsbienen erzeugt, um junge Larven für einige Tage und die Königin ihr ganzes Leben damit zu füttern.

Die Königin ist das wichtigste Individuum im Volk, da nur sie Eier legen kann und somit für die Vermehrung der Bienen unverzichtbar ist. Stirbt die Königin unerwartet, müssen die Bienen sich aus einem der zuletzt gelegten Eier eine neue Königin züchten.
Erst wenn diese erwachsen und begattet ist, gibt es wieder neuen Nachwuchs im Bienenvolk. 

Viele Imker malen der Königin einen bunten Punkt auf den Rücken, damit sie im Gewusel leichter zu finden ist und besonders vorsichtig behandelt werden kann.

Diese Farben wechseln jedes Jahr
2021 – weiß
2022 – gelb
2023 – rot   
2024 – grün
2025 – blau

* * *

Die Arbeitsbiene

Ein Leben lang nur Arbeit

Die meisten Bienen eines Volkes sind Arbeiterinnen, welche alle anfallenden Aufgaben im Volk erledigen. Sie sind wahre Alleskönnerinnen, die im Laufe ihres Lebens verschiedene Aufgaben erledigen.

In den ersten Tagen nach ihrem Schlupf sind sie als Putzbienen unterwegs und reinigen Zellen und Waben.

Nach wenigen Tagen sind ihre Futtersaftdrüsen voll entwickelt und sie versorgen die Larven mit Nahrung.

Im Alter von 10-14 Tagen, sind nun auch ihre Wachsdrüsen voll entwickelt und sie betätigen sich als Baumeisterinnen: neues Wabenwerk wird erstellt und altes repariert.

Nach einem kurzen Intermezzo als Fluglochwache beginnt nach rund drei Wochen der aufregendste und letzte Teil des  Bienenlebens: der Außendienst.

Als Flugbiene sammelt sie nun Wasser, Propolis, Pollen und Nektar.
Nach fünf bis sechs Wochen ist das Leben der Arbeiterin vorbei – falls sie nicht schon früher von einer Spinne oder Meise gefangen wurde.

Nur im Herbst und Winter leben Arbeiterinnen länger und können sechs bis sieben Monate alt werden.

* * *

Der Drohn

Die männlichen Bienen nennt man Drohnen.

Mit ihren riesigen Augen haben sie dabei nur eine einzige Aufgabe: die Brautschau. Es gibt einige Hundert von ihnen in jedem Volk und sie fliegen täglich in der Hoffnung aus, eine Bienenkönigin auf dem Begattungsflug zu finden.

Drohnen können einige Monate alt werden, doch spätestens im Spätsommer werden sie aus dem Bienenvolk vertrieben.

Die Paarungszeit ist vorbei und das Bienenvolk nimmt keinen unnötigen Esser mit in den Winter. Doch ab und zu schafft es ein findiger Drohn, sich auch weiterhin durchfüttern zu lassen und das Frühjahr zu erleben.

* * *

Das Bienenjahr

Oktober – Januar

Jetzt kehrt langsam Ruhe im Bienenvolk ein. An sonnigen Tagen fliegen einzelne Bienen aus und überprüfen ihre Umgebung.

Nach den ersten frostigen Nächten beginnt die Winterruhe. Die Bienen sammeln sich in einer Wintertraube. Die Königin befindet sich in der Mitte des Winterschwarms. Durch das Vibrieren ihrer Flugmuskeln erzeugen die Bienen die notwendige Nestwärme. Am wärmsten ist es in der Mitte der Traube. Im Winter ca. 28 Grad, wenn keine Brut gewärmt werden muss. Ausgekühlte Bienen von außen bewegen sich zur Mitte hin, während Bienen von innen langsam nach außen wandern. Durch dieses Rotationssystem können die Bienen sehr kalte Temperaturen überleben.

Februar

An sonnigen Tagen mit Temperaturen um 10 Grad Celsius beginnen die Bienen ihren Reinigungsflug. 
Tote Bienen, die sich während des Winters auf dem Bienenstockboden angesammelt haben, werden von den Arbeiterinnen aus dem Bienenstock entfernt.

Gelegentlich beginnt die Königin wieder mit der Eiablage, und die Temperatur im Bienenstock wird erhöht, um die notwendige Bruttemperatur von etwa 35 Grad Celsius zu erreichen.
Durch diese höhere Temperatur und die Verpflegung der Larven werden mehr Vorräte verbraucht.

März

Die Tage werden länger, und mit den steigenden Temperaturen verstärken die Bienen ihre Brutaktivitäten.
Immer öfter machen die Bienen einen Ausflug, um Pollen und vielleicht auch etwas Nektar zu sammeln. Pollen wird für die Aufzucht junger Bienen benötigt. Pollen kann man im zeitigen Frühjahr an Blumen wie Krokussen und Weiden finden.

Das Bienenjahr richtet sich nicht nach dem Kalenderjahr, sondern nach dem Rhythmus der Natur.

Das Bienenjahr beginnt deshalb nicht im Januar, sondern im August.

August – September

Schon im August beginnen die Bienen sich auf den kommenden Winter vorzubereiten. Obwohl es um diese Jahreszeit noch schön warm ist, werden die Tage schon kürzer.

Die Wachsproduktion wird eingestellt, die letzten Pollen werden gesammelt, alle Ritzen werden mit Propolis  verschlossen und die langlebigen Winterbienen werden aufgezogen.

Im Sommer lebt eine Biene durchschnittlich sechs Wochen, während die Winterbienen eine Lebenserwartung von sechs Monaten haben.

Die Nahrungsquellen werden knapp. Zuerst werden die Drohnen aus dem Stock verbannt. Jetzt sind sie zur Begattung der Königin nicht mehr notwendig und unnötige Esser leistet sich kein Volk.

Ab August wird der Eingang des Bienenstocks verstärkt von Wächterbienen bewacht.
Der Eifer der Bienen, Nektar zu sammeln, ist ungebrochen jedoch werden die Nektar spendenden Blüten knapper. Daher finden einige Sammlerbienen Honig in anderen Bienenstöcken. Die Gefahr der Räuberei (Bienen sammeln Nektar aus anderen Bienenstöcken) ist groß.

Zu dieser Jahreszeit bemerken auch die Wespen den Rückgang der Nahrungsquellen. Sie versuchen, an den Wächterbienen vorbei an die süße Nahrung in den Bienenstöcken zu gelangen. Schwache Bienenvölker können sich oft nicht gegen die eindringenden Wespen wehren.

 

* * *

Wussten Sie zum Beispiel, dass...

  • in einem Glas Honig bis zu 100.000 Flug-Kilometer stecken und eine einzelne Honigbiene für unser Frühstück zwei bis drei Mal die Erde umrunden müsste?  

  • Honigbienen blütenstet sind und auf ihrem Flug nur Blüten einer Pflanzenart besuchen, was sie zu ausgezeichneten Bestäubern macht?

  • zur Sommersonnenwende Ende Juni bis zu 60.000 Einzeltiere in einem einzigen Volk leben?

  • Honigbienen hierzulande ohne Imker nicht mehr überleben können?

  • die Königin täglich über 2.000 Eier legen kann, die mehr als ihrem gesamten Körpergewicht entsprechen?

  • Honigbienen im wortwörtlich stockdunklen Bienenstock mittels eines Tanzes die Richtung und Entfernung einer neu gefundenen Futterquelle mitteilen können?

  • nur rund 20% des in Deutschland konsumierten Honigs aus heimischen Imkereien stammt und der Rest importiert wird, überwiegend aus Lateinamerika und Asien?

  • die eingeschleppte Varroamilbe hauptursächlich dafür ist, dass jeden Winter 10-20% aller Bienenvölker sterben?